Konflikt
der Wölfe
Blutlinien, Buch zwei
Als Alpha der Coywölfe
hatte Lucas alles in seiner Macht stehende getan, um seine ums Überleben
kämpfende Blutlinie vor dem Untergang zu bewahren. Seine gesamte Aufmerksamkeit
galt stets allein der Weiterentwicklung und dem Vorankommen seines Volkes. In seiner
Uneigennützigkeit stellte er seine eigenen Ansprüche und Bedürfnisse immer wieder
zurück. Als er endlich die Legitimität der Coywölfe erwirken und einen Platz im
Senat für sein Volk sicherstellen kann, stellt er auch eine Forderung für sich
– er will den einzigen Mann, der jemals seine Leidenschaft entfachen konnte.
Für Jakob steht immer
die Pflichterfüllung im Vordergrund. Seit Jahrhunderten ist er der Hauptmann
der königlichen Leibwache. Sein Eid bedeutet ihm alles – aber gleichzeitig
lässt ihn die Verführung, die Lucas für ihn darstellt, an allem zweifeln. Nicht
in der Lage, seinen Treueeid dem König gegenüber zu brechen, weist er Lucas
schließlich zurück.
Als König Eirik die
Ansprüche von Lucas gegenüber Jakob bestätigt, entbrennt ein Krieg zwischen den
beiden Männern. Seiner Pflicht und dem Dienst am König entbunden, verliert
Jakob den Überblick darüber, wer er eigentlich ist und welchen Werten er treu
bleiben soll. Er verweigert es, sich dem dominanten Alpha Lucas unterzuordnen,
der ihm einen neuen Weg aufzeigen möchte.
Wird es Jakob und
Lucas gelingen, einen Weg in eine gemeinsame Zukunft zu finden? Oder wird der
Mensch, der plötzlich in ihr Leben tritt, die beiden auseinanderreißen?
Konflikt der Wölfe
Blutlinien,
Buch zwei
Copyright © 2017 von Kelex
Kapitel eins
Lucas schlüpfte in den dunklen Korridor,
seine Beute befand sich am Ende der langen Steinhalle. Ein leichtes Beben schlich
seine Wirbelsäule hinauf und wieder herunter. Verlangen erfüllte jede Zelle
seines Körpers. Er ließ seinen Blick über den äußerst gut gebauten Mann
streifen. Sein Körper bestand aus Massen an gestählten Muskeln – er war eine
Kampfmaschine, die über Jahrhunderte hinweg in unzähligen Schlachten und der
Vorbereitung darauf geformt wurde.
Seit einem Monat hatte Lucas dem Mann jetzt
hinterher spioniert. Er wusste, dass Jakob ihn absichtlich mied. Aber er hatte
keine Ahnung warum.
Einige Wochen zuvor waren er und Jakob sich
sehr nahe gekommen.
Weiß
er von dem Deal, den ich mit Eirik habe?
Vor einem Monat hatte Lucas zugestimmt,
die Coywölfe für seinen zukünftigen König in die Schlacht zu führen. Der Senat
hatte seine Blutlinie über viele Jahrzehnte hinweg abgelehnt, und sie aufgrund
der Vermischung zwischen Coyoten und Wölfen als unrein bezeichnet. Aber an wen
hatte sich Eirik gewandt, als er Hilfe bei der Rückeroberung seines Throns von
den Hokkaido benötigte?
Der König benötigte eine Armee und die
Coywölfe wollten Legitimität.
Und Lucas wollte noch etwas anderes.
Und dieses andere stand gerade am Ende des Korridors, das schummrige Licht
versteckte den Großteil seines Körpers im Schatten. Dieser Umstand konnte
jedoch nicht verhindern, dass Lucas die Fähigkeit hatte, genau das zu sehen,
was er wollte – unabhängig von den Lichtverhältnissen. Wie bei allen anderen
Mitgliedern seiner Rasse, war sein Sehvermögen deutlich ausgeprägter und besser
als das der Menschen.
Lucas ließ seinen Blick von Jakobs kurzen
dunklen Locken über seine starke Brust, bis hinunter zu dem Teil seines Körpers
wandern, über den Jakob sehr viel mehr herausfinden wollte. Der starke
Hauptmann der königlichen Wache stand aufrecht und stolz dort. Jakob gab seinen
Männern Befehle und war sich scheinbar Lucas’ Aufmerksamkeit gar nicht bewusst.
Also sah Lucas sich an ihm satt.
Nach einigen Augenblicken schnellte Jakobs
Kopf in Lucas’ Richtung.
Er würde sich nicht länger im Schatten
verstecken, um hin und wieder einen Blick auf Jakob zu erhaschen. Es war Zeit,
dass Jakob das Unvermeidliche erkannte. Lucas verließ den Korridor, lehnte sich
an die kühle Steinwand und starrte Jakob an. Er hoffte, dass Jakob seinen Blick
nicht gleich wieder abwandte.
Aber Jakob hielt seinem Blick stand.
Hitze durchflutete Lucas’ Körper, als er
die Herausforderung in diesem Blick erkannte.
Er
ist mein.
Ein kleines Funkeln erschien in Jakobs Augen
und bewies, dass er… etwas fühlte. Als der letzte von Jakobs Männern den Raum
verließ, näherte sich Lucas seiner Beute und versuchte beinahe, den Mann allein
durch seinen Willen zur Flucht anzutreiben.
Eine Jagd würde so viel Spaß machen.
Der Coywolf in seinem Inneren heulte auf
und stimmte dem Gedanken offensichtlich zu.
„Gibt es einen Grund, warum du hier
herumschleichst?”, fragte Jakob, während Lucas sich näherte.
Lucas nahm einen tiefen Atemzug und
versuchte, sich unter Kontrolle zu halten. Aber auch die Konzentration auf
seine Atmung half ihm nicht viel. Alles, was er roch, war Jakobs Geruch. Lucas’
Herzschlag beschleunigte sich, sein inneres Biest verlangte Befriedigung. „Ich
denke, du kennst den Grund”, antwortete Lucas.
Das Funkeln in Jakobs Augen war
plötzlich wieder da, verlosch aber, als er seinen Blick abwandte.
„Warum meidest du mich?”, fragte Lucas.
„Das tue ich nicht”, log Jakob und
starrte auf die Wand gegenüber.
Das schummrige Licht gab lediglich die
Hälfte von Jakobs hübschem Gesicht preis. Die andere Hälfte befand sich im
Schatten, nur das Glühen in seinen Augen war deutlich zu erkennen. Ganz egal,
wie sehr Jakob versuchte, seine Emotionen zu verbergen, er konnte dieses Glühen
nicht verstecken. Lucas betrachtete die scharfen Konturen von Jakobs Gesicht
und prägte sich jede einzelne Linie ein.
Er wünschte, er könnte mit seinen
Fingern an ihnen entlang streichen… oder mit seiner Zunge… über diese Linien
gleiten und das Glühen in Jakobs Augen in ein wahres Feuer verwandeln.
Lucas kam wieder zu Atem und versuchte
sich daran zu erinnern, über was sie gerade gesprochen hatten.
„Du hast mich nicht gemieden? Es hat
sich aber angefühlt, als hättest du alles in deiner Macht stehende getan, um
mir auszuweichen, Jakob.”
„Ich war beschäftigt… nachdem der König
nun wieder an der Macht ist, mussten wir umgehend unsere Sicherheitsmaßnahmen
verbessern. Die Hokkaido haben uns einfach überrumpelt. Dieser Teil der
Geschichte darf sich nicht wiederholen. Wolf’s Chance wird nie wieder fallen.”
„Das war vor einem Monat. In all dieser
Zeit hattest du keinen Augenblick für mich übrig?”
In Jakobs Kopf arbeitete es, seine Augen
verrieten ihn. Ihre Blicke trafen sich kurz, bevor er sich wieder abwandte. „Du
hattest doch ebenfalls zu tun, oder nicht? Den Senat dazu zu zwingen, die
Coywölfe als Gleichgestellte zu akzeptieren, kann doch nicht so einfach sein.”
Nein, es war nicht einfach. Die
Resultate von Fanatismus und Ignoranz über Jahrhunderte hinweg konnten natürlich
nicht in ein paar Wochen rückgängig gemacht werden. Es gab immer noch harte
Wortgefechte, aber wenigstens hatten sie jetzt einen Platz im Senat.
Und Lucas hatte jetzt die Gelegenheit,
mehr als nur ein warmer Körper in Jakobs Bett zu sein.
„Nachts neben jemandem im Bett zu
liegen, hätte all die harte Arbeit etwas erleichtern können”, meinte Lucas und
versuchte dabei sein Lächeln zu verbergen, als er bemerkte, wie Jakob die Zähne
zusammenbiss.
Jakob sah ihn für einen kurzen
Augenblick an. „Ich bin mir sicher, dass es viele Männer gibt, die gerne den
Weg in dein Bett finden würden.”
„Und doch ignoriert mich der eine, den
ich will.”
„Ich bin keine männliche Kurtisane”,
antwortete Jakob und biss seine Zähne noch mehr aufeinander.
Lucas strich ein paar dunkle Locken hinter
Jakobs Ohr. Jakobs Haltung versteifte sich und er machte einen Schritt zurück.
Seine Augen glühten wieder.
„Lass das”, zischte Jakob.
Lucas runzelte die Stirn und neigte
seinen Kopf zur Seite. „Standen wir uns nicht sehr nahe, als du mit dem König
in die Pflegestation kamst?”
Die Pflegestation kam bei den Coywölfen
einer Art kleinem Königtum sehr nahe. Ursprünglich als Reservat für Wölfe
errichtet, konnten sie hier ihr Wechslerdasein vor den Menschen verbergen. Das
Grundstück umfasste mehrere tausend Morgen Land, auf dem sich unter anderem
eine Klinik befand, in der Lucas und sein Team aus Ärzten und Technikern sowohl
den Coywölfen als auch den natürlichen Wölfen, die gelegentlich von Menschen
vorbeigebracht wurden, medizinische Behandlung ermöglichten. Es stellte für sie
einen Ort dar, an dem sie sich frei bewegen konnten, vor neugierigen Blicken
geschützt waren und sich von Verletzungen jeglicher Art erholen konnten. Wolf-Wechsler
regenerierten sich zwar schnell, aber bei ernsteren Verletzungen benötigte auch
ein Wechsler Hilfe, um zu überleben. Ein Knochenbruch könnte falsch
zusammenwachsen, wenn er nicht angemessen eingerichtet wurde. Eine Schusswunde
könnte sich um das Projektil oder um Fragmente davon schließen, was es dem
Wechsler schmerzhaft oder gar unmöglich machen würde, sich zu verwandeln.
Eirik hatte ihn eine Operation an seinem
Blutspartner vornehmen lassen – um die kleine technische Vorrichtung zu
entfernen, die die Hokkaido diesem implantiert hatten. Jakob war damals dabei,
um seinen König zu beschützen. Während ihres Aufenthaltes in der Klinik fühlte
Lucas, wie sich eine Verbindung zwischen ihm und dem Hauptmann der königlichen
Leibwache bildete.
Oder vielleicht… vielleicht war Jakob nur
dabei, um Lucas dazu zu bringen, Eiriks Bitte nachzugeben. Nun, da der König
keine weitere unmittelbare Verwendung für Lucas hatte, zeigte auch Jakob kein
Interesse mehr.
Lucas konnte aufgrund dieser Gedanken
für einen Augenblick kaum atmen. Konnte das wirklich die Wahrheit sein?
Er starrte auf Jakobs Gesicht mit den
funkelnden Augen. Falls Jakob nichts für ihn fühlen würde, wäre doch dieses
Funkeln nicht da, oder? Möglicherweise war es einfach Schamgefühl – darüber,
dass er des Königs Hure spielen musste.
Lucas schob den Gedanken zur Seite. Er
weigerte sich, das zu glauben. Was er für diesen Mann spürte war zu real, um
nicht wahr zu sein.
„Ich rechne es dir hoch an, was du für
meinen König getan hast”, sagte Jakob. „Vielleicht habe ich es dir erlaubt, mir
zu nahe zu kommen. Und das war ein Fehler.”
Ein
Fehler?
Zweifel erfüllte Lucas für eine weitere
Sekunde, aber er schüttelte auch diesen Zweifel wieder ab.
Das
bin nicht ich. Ich weiß, was ich will. Ich muss es mir einfach nur nehmen.
Lucas griff sich Jakob und schob ihn
gegen die Wand. Jakob starrte ihn an, seine Augen weiteten sich für einen
kurzen Moment… dann verengten sie sich. Der Anblick von Lust auf dem Gesicht
des Mannes heizte Lucas nur noch mehr an. Er senkte seinen Kopf und eroberte
Jakobs Lippen. Er wollte ihm zeigen, dass es hier keinen Fehler gab.
Überhaupt keinen Fehler.
Jakob wehrte sich zunächst. Lucas konnte
fühlen, wie sich Jakobs Hände in seine Brust krallten, um ihn wegzuschieben.
Aber Lucas gab nicht nach. Er würde
bekommen, was er wollte. Auf diesem Weg oder auf einem anderen. Dieser Mann würde
ihm gehören. Lucas verstärkte den Kuss und suchte nach einem Weg in Jakobs Mund.
Er konnte das Bedürfnis von Jakob, dem Kuss nachzugeben, beinahe spüren. Es
umgab sie, wie eine unsichtbare Wolke.
Nach einigen Augenblicken hatte er den
Kampf gewonnen. Jakob öffnete sich ihm und Lucas ließ seine Zunge in dessen
Mund gleiten. Sein Körper zitterte aufgrund des Verlangens, das sich während
all der Wochen aufgebaut hatte.
Das Bedürfnis, ihn zu nehmen, war extrem
stark.
Die Art, wie Jakob sich durch den Kuss
mit ihm vereinte, verstärkte sein Verlangen noch weiter. Als Jakob nachgab, wurde
Lucas steinhart. Während er seinen von der Jeans bedeckten Schwanz an Jakobs Hüfte
rieb, erkannte er, dass er schon aufgrund dieser Berührung kurz vor dem
Höhepunkt stand. Ein Kuss und etwas Reibung waren genug, um ihn zum Kommen zu
bringen?
Jakob stöhnte, seine Hände glitten über
Lucas’ Brust. Lucas legte eine Hand auf Jakobs Schwanz und befühlte das harte
Fleisch, das sich unter dem Leder der Hose befand. Jakob wollte ihn, das war
offensichtlich.
Also warum war er über Wochen vor ihm
davongelaufen?
Jakob drückte ihn plötzlich weg und
schob ihn an die gegenüberliegende Wand. Beim Aufprall kam ein instinktives Knurren
aus Lucas’ Lippen. Er rannte wieder auf seine Beute zu und schleuderte ihn
erneut gegen die Wand.
„Warum lehnst du mich ab?”
Jakobs Gesicht verzerrte sich und sah
schmerzerfüllt aus. „Ich kann nicht das sein, was du willst.”
Lucas legte die Stirn in Falten. „Und was
glaubst du, was ich will?”
„Ich habe mein Leben meinem König
gewidmet. Es steht mir nicht zu, es dir zu geben“, flüsterte Jakob. „Und ich
werde sicher nicht nur ein warmer Körper sein, der für ein oder zwei Nächte in
deinem Bett liegt.”
„Und wer sagte, dass ich mehr als genau
das will?”
Lucas bedauerte diese Worte sofort, als
sie seinen Mund verlassen hatten.
Der verletzte Blick in Jakobs Augen
sorgte dafür, dass sich Lucas’ Bauch zusammenzog. Es zeigte Lucas aber auch,
dass der Mann ihre Verbindung ebenfalls spürte. Sie wussten beide, dass sich in
ein paar Wochen keine richtige Beziehung aufbauen konnte.
Eine Ewigkeit würde dazu kaum ausreichen.
Und genau deshalb stellte Lucas diese
eine Forderung. Der König hatte versprochen, dass Jakob sein werden würde und
die Coywölfe Legitimität erhielten, wenn die Coywölfe für Eirik kämpften.
Mein.
Ein leichtes Zittern schoss durch Lucas’
Körper, als er seinen Partner anstarrte.
Sag
es ihm.
Lucas’ Lippen wurden trocken. Aus
irgendeinem Grund konnte er Jakob nichts von der Abmachung mit Eirik sagen. Vielleicht
weil er wusste, dass der Hauptmann der Wache diese Abmachung als höchst verwerflich
betrachten würde.
Nimm
ihn besser jetzt, bevor er davon Wind bekommt. Das würde es für ihn einfacher
machen, diese Neuigkeiten zu akzeptieren.
Lucas wusste, dass in diesem Gedanken
auch ein Teil seines Egos mitspielte. Er wollte nicht, dass sich Jakob einfach
deshalb unterordnete, weil der König ihn Lucas versprochen hatte. Jakob sollte
sich ihm aus freiem Willen hingeben. Dann und nur dann würde Lucas wissen, dass
er wirklich ihm gehörte.
„Du weißt, dass ich mehr möchte als nur
eine einzige Nacht”, flüsterte Lucas. „Sogar viele Nächte wären mir nicht genug.”
Jakob wandte sich ab. „Es darf nicht
sein.”
Lucas nahm Jakobs Gesicht in die Hände
und drehte ihn in seine Richtung. „Und wenn doch? Wenn du dich mir hingeben
dürftest? Würdest du es wollen?”
Jakob starrte Lucas nun direkt in die
Augen. Sie funkelten und schlossen sich einen Moment, nur um dann noch mehr zu
funkeln. „Es macht keinen Sinn, auf diese Frage zu antworten.”
„Sag es mir.”
Jakob blickte Lucas nachdenklich an. Er
seufzte und drehte sich kurz weg, bevor er antwortete. „Natürlich würde ich
wollen.”
Lucas erkannte die Wahrheit in Jakobs Augen.
Wie konnte er seine Gefühle jemals anzweifeln? Lucas senkte seinen Kopf und
suchte den Blick seines Partners. Dann nahm er Jakobs Lippen erneut, dieses Mal
sanfter, aber noch hungriger. Jakobs Eingeständnis feuerte Lucas an. Der Sturm
der Gefühle, der in seinem Inneren tobte, ließ ihn beinahe die Kontrolle über
sich verlieren.
Nicht, dass er überhaupt noch viel
kontrollieren konnte.
Er strich mit einer Hand durch Jakobs Haar
und schob sich näher an ihn heran. Als sich ihre Körper berührten, konnte er
Jakobs Herz schlagen hören. Der Rhythmus beschleunigte sich, als der folgende
Kuss noch intensiver als der letzte wurde.
Jakob hob seine Hände und strich mit
ihnen über Lucas’ Brust, während Lucas gierig alles nahm, was er bekommen
konnte. Nach den vielen Wochen der Zurückweisung, brauchte Lucas mehr. Küsse und
Zärtlichkeiten waren nicht genug.
Er sah auf Jakobs Lippen, die vom
leidenschaftlichen Küssen leicht angeschwollen waren. Ein Knurren kam aus den
Tiefen seiner Kehle, Verlangen durchflutete ihn.
„Komm mit in meine Wohnung”, raunte er. „Lass
uns das zu Ende bringen.”
Jakobs lusterfüllter Blick traf ihn. „Ich
kann das nicht tun, Lucas. Es wird nicht ausreichen, um alles wieder zurecht zu
biegen. Und es wird uns danach beiden nur noch mehr Schmerzen bereiten.”
Sag
es ihm.
Lucas konnte die Worte nicht aussprechen.
Er wusste, dass er Jakob die Wahrheit erzählen sollte, aber die Worte wollten
seinen Mund einfach nicht verlassen. Endlich kam ihm ein anderer Gedanke… einen,
mit dem er ausloten konnte, wie es um Jakob und ihn stand.
„Ich werde zum König gehen… und ihn um
Erlaubnis bitten, dich mitnehmen zu dürfen.”
„Nein!”, zischte Jakob und drückte Lucas
weg. „Ich habe einen Eid geschworen. Er kann nicht einfach gebrochen werden,
nur um die Lust zu befriedigen, die in mir brennt. Ich diene meinem König seit
Jahrhunderten und werde ihm jetzt nicht den Rücken zudrehen. Nicht jetzt.
Nicht, wenn er mich braucht.”
„Du hast ihm bereits Jahrhunderte deines
Lebens gegeben. Jahrhunderte. Bist du
nicht der Meinung, dass dieser treue Dienst mit deiner Freiheit belohnt werden
sollte?”
Jakobs Gesicht war schmerzverzerrt. „Es
gibt keine Freiheit. Es gibt nur die Ehre, dem König zu dienen. Ich werde nicht
zulassen, dass deine Verführungsversuche das alles ruinieren.”
„Verführungsversuche?”, bellte Lucas
entsetzt.
Jakob wandte sich ab.
„Du willst mich genauso sehr wie ich
dich”, flüsterte Lucas.
Jakobs Kopf schnellte wieder herum. „Es
gibt viele Dinge, die ich nicht haben kann. Du bist nur ein weiterer Punkt auf
dieser Liste. Ich werde nicht schwach werden und deinem Begehren nachgeben.” Mit
dieser Aussage befreite sich Jakob von Lucas und ließ ihn allein stehen.
Lucas beobachtete wütend, wie sich Jakob
entfernte. Das Verlangen, ihn zu stoppen, beschleunigte seinen Puls.
Nein.
Nicht jetzt.
Bald.